Bild: Michael Bahn
Bevor die Pflanzen große Mengen an Kohlenstoff aus unserer Atmosphäre aufgenommen haben, war die CO2-Konzentration in der Atmosphäre um ein Vielfaches höher als heute. CO2 ist ein Treibhausgas, d.h. es reflektiert Wärmestrahlung, die von der Erde abgestrahlt wird und hält diese so auf der Erde fest. Ohne diesen Treibhauseffekt wäre es auf der Erde eiskalt – wir verdanken dem Effekt also die Bedingungen, wie wir sie heute auf unserem Planeten vorfinden.
Problematisch wird der Treibhauseffekt erst dann, wenn sich das nun etablierte Gleichgewicht an gebundenem CO2 in Pflanzen und Boden und dem freien CO2 in der Atmosphäre zu stark verschiebt. Voila: Es wird immer heißer.
Der Boden ist der größte speicher für Kohlenstoff und damit CO2. Dort ist viel mehr CO2 gespeichert, als sich frei in der Atmosphäre befindet. Dieser Speicher hat sich über Millionen von Jahren aufgebaut.
Wie schon beschrieben, nehmen Pflanzen CO2 auf und speichern es. Allerdings kann über das Anpflanzen von Bäumen langfristig netto kein CO2 aus der Atmosphäre entnommen werden: Wenn die Pflanzen in einigen Jahrzehnten sterben und verrotten oder verbrannt werden, gelangt das CO2 unweigerlich wieder zurück in die Atmosphäre.
Bäume sind daher nur mittelfristig als Speicher für CO2 geeignet.
Der Ökologe Michael Bahn erklärt außerdem, dass zerstörte Urwälder nicht einfach durch Aufforstung repariert werden können, da einerseits der zerstörte Boden nicht wieder hergestellt werden kann und auch die Artenvielfalt dadurch verloren geht. Langfristig sind Wälder daher nur als Kohlenstoffspeicher geeignet, wenn sie in ihrem natürlichen Gleichgewicht von CO2-Aufnahme und CO2-Abgabe bleiben dürfen und der Boden unversehrt bleibt.
Die Gletscher der Alpen schmelzen rasend schnell. Was zurückbleibt, wenn das Eis verschwindet, sind jede Menge Steine. Auch hier werden sich mit der Zeit Pflanzen ausbreiten. Dazu braucht es jedoch erst mal einen Nährboden:
Zuerst besiedeln Mikroorganismen die ausgeaperten Gletschermoränen. Später kommen sehr einfache Pflanzen dazu. Wenn diese verrotten, bildet sich daraus die erste Bodenschicht, die sich langsam anhäuft. So können sich die ersten Wurzeln im Humus verankern und es können immer größere Pflanzen wachsen.
Je länger sich der Boden entwickelt, desto dicker wird er. Durch Wetterereignisse wie Starkregen und Wind erodiert der alpine Boden laufend und findet irgendwann sein Gleichgewicht, z.B. als durchgehender alpiner Rasen.
Mit seiner Forschung wirft der Ökologe Michael Bahn einen Blick in die Zukunft: Wie werden die Pflanzen reagieren, wenn die Temperaturen ansteigen, Regen ausbleibt, im Winter weniger Schnee fällt oder die CO2-Konzentration in der Luft steigt?
Um diese Fragen zu klären, simuliert der Forscher mit seinem Team verschiedene Szenarien. So bauen sie z.B. Folientunnel auf Almwiesen auf, um den Regen abzuschirmen oder sie schaufeln im Winter den Schnee von der Wiese, um zu sehen, wie die Pflanzen auf die geringe Schneedecke reagieren.
Um die Aufnahme und Abgabe von Kohlenstoff durch Pflanzen und Böden besser zu verstehen, stülpen die Wissenschaftler*innen z.B. Plexiglaskuppeln über ein Stück Wiese und geben ein Kohlenstoff-Isotop in diese Kammer. Dieses Isotop ist nicht radioaktiv, aber etwas schwerer als der „normale“ Kohlenstoff, sodass man es mit einem Isotopenlaser in der Luft oder anhand von Gewebeproben in den Pflanzen nachweisen und somit seinen Weg nachvollziehen kann.
Zur Auswertung der vielen verschiedenen Messdaten versuchen die Forscher*innen, gewisse Muster in den Daten zu finden und in Kooperation mit internationalen Expert*innen suchen sie nach Erklärungen für diese Muster.
Ziel ist es, langfristig zu verstehen, wie wir Menschen mit der Klimakrise umgehen können, um uns nicht die eigene Lebensgrundlage – einen gesunden Boden – zu entziehen.
Bild: Michael Bahn
Page was created with Mobirise site theme